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Norient Blognotes #5

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«We Want More Road»: In Trinidad und Tobago wird für mehr Strassen demonstriert, während Rapper Semi in sechs Sekunden den kürzesten Rap mit der grössten Wirkung zusammenbastelt. Im Kongo steigen Dandys mit Anzug und Fliege in den musikalischen Boxring, in Südafrika beeindruckt Samthing Soweto mit wunderschönem Chorgesang und Hollywoodstar Elijah Wood stellt ein Mixtape mit Vintage-Sounds aus Afrika zusammen. Die fünfte Norient Blogschau ist wieder voller Neuentdeckungen aus dem musikalischen Web.

Die musikalische Norient-Weltreise beginnt wie schon zuletzt mit einem Blick zurück in die Popkultur. DJ Eclectic Method mixt sich in drei Minuten durch fünf Jahrzehnte und rollt in seiner Brief History of Sampling die Geschichte einiger der bekanntesten Sample-«Breaks» neu auf.

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Die Technik des Sampling ist wohl eine der revolutionärsten Neuerungen der Popmusik der letzten Jahrzehnte. Ohne Sampling kein Hip-Hop – und das führt uns direkt nach Afrika. Der brasilianische Blog Soundsgood stellte eine junge Rapcombo aus Maputo, Mosambik vor, die mit einem bunten Mix aus Hip-Hop, Trap, Kwaito und traditionellen Elementen mosambikanischer Musik von sich hören machte. Zum neuen Mixtape FRELIMU – verortet zwischen Post-Kolonialismus und dem neuaufflammenden Bürgerkrieg – schreibt der Blog:

The name of the mixtape is not just a phonetic imitation of the party FRELIMO that is ruling Mozambique now, as Neovaldo Paulo explains: «The use of the name is as well a reference to the fact that we are trying the same as FRELIMO did in the socio-political field which was freeing the country from colonization, but we want to liberate it in a musical and cultural way to the world. In the track FRE-LI-MU we aproach the current situation in the country that suffers a ‹cultural semi-colonization›.» And it has to do as well with another current situation in Mozambique: The return of the civil war. «The problems of the country make the people look for refuge in everything that comes from outside as a form of ‹relaxing›. And we want to show that this is possible with what is ours mixing the music of the ‹good cultural era› with new music, more globalized, creating the fusion of the mixtape», explains Neovaldo.

Wir verfolgen gerade aufmerksam die Entwicklungen auf der Videoplattform Vine, die im letzten Jahr von Twitter übernommen wurde. Darauf können nur Videos von sechs Sekunden hochgeladen und verbreitet werden, die dann in der persönlichen Timeline unbegrenzt geloopt werden – eine wahre Fundgrube an musikalischen Kuriositäten. Auf Noisey erschien eben ein Interview von Al Shipley mit Semi, einem jungen Rapper aus Edgewood, Maryland, der im letzten Oktober durch seinen «another 6 sec rap» zur Vine-Berühmtheit wurde. Hier die Lyrics des kürzesten Raps mit der grössten Verbreitung – das letzte Wort hatte im Video nicht mehr so richtig Platz: «I’m Semi, I stay automatic/ money add then multiply, I call it mathemathematics.»

In der Schweiz berichtete zuletzt David Sarasin in der Tagespresse über Besko, ein Rapper mit kosovarischen Wurzeln, der seit einigen Jahren im Gefängnis eine Haftstrafe absitzt. Nach seiner Freilassung wird Besko von den Schweizer Behörden wohl in den Kosovo ausgeschafft. Um das zu verhindern, schreibt der 28-Jährige nun Raps (Jugend TV-Sender Joiz: «Vom Verbrecher zum Vorbild?»).

Besko

Der Schweizer Rapper Besko

Am anderen Ende der Schweiz lebt in Genf der namibische Musiker Jackson Wahengo und veröffentlichte eben sein neues Video «Eeloli». Laut Morgan Greenstreet von Afropop Worldwide erkläre Wahengos Wohnort, «why all the musicians and dancers rocking out in the neon-lit warehouse that provides the backdrop for his new music video seem so incredibly, well, Swiss.» Ein veritabels «transnationales» Video also?

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Nicht weniger transnational kommt Gantz daher, der für Mixmag.com einen neuen Dubstep-Mix zusammengestellt hat. Das britische Magazin schreibt über den DJ aus Istanbul, Türkei:

He’s taken his sound across Europe and over the Atlantic to the US, too. While still very much an underground artist in the grand scheme of dance music, he’s quickly emerged as someone to watch within 140bpm music. The exclusive mix he’s turned in for us proves why: it’s a selection of fervent low-end cuts, all united by churning bass, unpredictable rhythms and rough-hewn textures that perhaps aren’t normally associated with dubstep. It’s the start of a new year, get on this for a glimpse of the future.

Eine spannende CD ist auf dem Kölner Label Jakarta Records erschienen. Sawtuha (arab. «ihre Stimme») ist das Produkt einer zweiwöchigen Session im Mohsen Matri Studio in Tunis von neun Musikerinnen aus den Ländern des Arabischen Frühlings (Ägypten, Tunesien, Libyen und Syrien), ein Jahr nach dem Ausbruch der Proteste. Der Blog Arabology schreibt über die zwölf Tracks: «The music is an organic mixture of traditional Arabic music, regional influences and various forms of contemporary Western musical genres. A mixture that may sound contradicting at first but makes total sense once you listen to the music.»

Und nun ist Zeit, für eine kleine Auflockerung in Form von vier Videos aus der globalen Popkultur, die aus ganz unterschiedlichen Gründen ihren Platz in den Norient-Blognotes mehr als verdient haben:

1. Machel Montano – Ministry of Road (M.O.R.): Mehr Strassen für Trinidad und Tobago
(Lesen auf Afropop Worldwide)

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2. Fredy Massamba – Nkembo: Kongolesische Dandys im Boxring
(Lesen auf Africanhiphop.com)

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3. Hound Scales – Odile: Clownesk-Surrealer Techno aus Brooklyn (Lesen auf XLR8R)

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4. Laibach – The Whistleblowers: Brillant verfilmter Grusel-Pop (Lesen auf Nowness.com)

Fast schon zum Abschluss dieser Blogschau noch einige lohnenswerte Hinweise auf Veröffentlichungen in digitaler oder gedruckter Form. So ist eben die neuste Ausgabe des online verfügbaren IASPM@Journals erschienen. Darin finden sich nicht nur wissenschaftliche Aufsätze über «Sound System Performances and the Localization of Dancehall in Finland» (Kim Ramstedt) oder «Rock Clubs and Gentrification in New York City: The Case of the Bowery Presents» (Fabian Holt) sondern ebenso einige fundierte Artikel zu Aspekten der Metal-Kultur. Um Metal, genauer um «Oriental(ist) Metal Music», geht es auch in diesem Artikel.

oriental-metal-cover

Im Peter Lang Verlag ist das Buch Balkanboom! Eine Geschichte der Balkanmusik in Österreich von Andreas Gebesmair, Anja Brunner und Regina Sperlich erschienen. In der ersten Dekade des neuen Jahrtausends war Balkanmusik auf den Weltmusikfestivals, in den Jazzclubs und Tanzlokalen Österreichs allgegenwärtig. Ein musikalischer Balkanboom hatte das Land erfasst. Doch wie kam es dazu? Welche Voraussetzungen waren nötig, damit sich Balkanmusik im österreichischen Musikleben etablieren konnte? Diese und andere Fragen untersuchen die Autoren in diesem Buch. Die Autoren erwähnen auch, dass sich der Balkanboom bereits wieder seinem Ende entgegen neigt, wie es auch in dieser Rezension bemerkt wird:

Eines kann aber schon konstatiert werden, dass der Balkanboom, so wie jede andere Musikmode auch, seinem Ende entgegen steuert, wie die bereits 2009 sinkende Zahl von Veranstaltungen mit Balkanbezug belegt. Es war daher höchst an der Zeit, dass dieser Boom und seine Ursachen beforscht wurden und nun im Sammelband «Balkanboom! Eine Geschichte der Balkanmusik in Österreich» auch höchstem wissenschaftlichen Niveau dargestellt wird.

Weiter aufgefallen ist uns ein Interview mit Christopher Kirkley über sein Projekt Sahel Sounds und «Guerrilla Ethnomusicology». Achja, und fast hätten wir diese Meldung vergessen:

Den endgültigen Abschluss der fünften Norient Blognotes machen zwei wunderschöne Musikschnipsel. Der erste Track «Red Dust» von Dirtmusic und Samba Touré ist eine australisch-amerikanisch-malische Kollaboration und für die stimmungsvolle EP Ebsuku von Samthing Soweto reisen wir nach Südafrika.


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